Weiberfastnacht ein voller Erfolg

„Wöllschter Weiber“ feiern ausgelassen im Bürgerhaus – Stehende Ovationen und tränende Augen
Einmal im Jahr gehört das Bürgerhaus in Nieder-Wöllstadt den Frauen. Gestern war es wieder so weit: Die „Wöllschter Weiber“ feierten ihre Weiberfastnacht, zu der auch Frauen aus den umliegenden Gemeinden Zutritt haben.
Nur einige unverzichtbare männliche „gute Geister“ – wie Musiker Martin Winter, das Technikteam und die Bedienungen aus den Reihen des Concordia-Männerchors im weiblichen Outfit – durften in den Saal. Und sie wurden von der Weiberschar überrascht: Erstmals gab es für alle Männer einen großen Papporden.
Proppenvoll war der Bürgerhaussaal schon lange vor dem offiziellen Beginn. Das hat schon Tradition, denn „Der Martin“ sorgt am Keyboard dafür, dass die Stimmung schon vor der Sitzung Höchstwerte erreicht. Da schunkeln und klatschen die Mädels stehend mit, und drei „Animierdamen“ zeigen vor dem geschlossenen Vorhang die richtigen Bewegungen zu Mitmachklassikern wie dem Lasso- oder dem Fliegerlied. Da nicht mitzumachen oder gar sitzenzubleiben ist praktisch unmöglich. Die Stimmung steigert der Concordia-Frauenchor, der zum Programmauftakt alljährlich das Motto des Abends „Wenn die Weiberfassenacht ruft“ verkündet – und natürlich singen alle, aber auch alle närrischen Frauen lautstark mit.
Vieles ist in Wöllstadt etwas anders: Durch den Abend führt kein Elferrat sondern seit vielen Jahren Anja Hübl, immer in neuem Kostüm. Am Donnerstag zog sie als in die Jahre gekommenes „Tanzmariechen“ in Gummistiefeln in den Saal ein, ein Triumphzug für Hübl, die den ganzen Abend über mit unzähligen Witzen über den „tiefergelegten Bereich“ für Lacher sorgte.
Auch eine Bütt wird in „Wöllscht“ nicht benötigt. Es sind die Zwiegespräche, die immer wieder für Lachsalven und „Uiuiui-Gesänge“ sorgen. So rauchten die beiden Hippies „Dörte und Wiebke“ (Eva Schmitt und Lisa Kubala) nicht nur ihren Joint auf der Bühne, sondern sinnierten über die „Brennesselkerb“ als das „Woodstock von Wöllstadt“ ebenso wie über freie Liebe, antiautoritäre Erziehung oder die Sitzblockade auf dem Abstellgleis.
Die tratschenden Putzfrauen der Firma „Wisch und Mopp“ (Lisa Kath und Annemarie Bernhard) plauderten über viel Intimes, nicht nur in der Besenkammer, als der Staubwedel in hohem Bogen ins Publikum flog, ging’s rund. Nicht nur die jungen Hüpfer haben in der Weiberfassenacht ihren Platz, Annette Schmitt und Ulrike Geiling haben als „Mariechen und Gertrud“ längst Kultstatus erreicht. Die beiden „Ur-alten“ nahmen, trotz oder gerade wegen ihrer leichten Alzheimer-Anfällen, auch sich selbst auf die Schippe. Da schossen die Lachtränen immer wieder in die Gesichter der närrischen Frauen, und die gab es auch beim Zwiegespräch zweier Grundschulkinder (Julie Päutz und Verena Best), die „schon alles über Sex wissen“. Und das war tatsächlich ganz schön viel.
Es blieb schlüpfrig: Nach einjähriger Babypause hatten die beiden „Puffmütter“ „Chandal“ und „Babsi“ jede Menge über ihr horizontales Gewerbe zu erzählen. In knapper, „bordelltypischer Berufskleidung“ waren Corina Waldschmidt und Andra Juraschek echte Hingucker, und mit ihren „Puff-Liedern“ wie „Skandal in Wöllstadt“ heizte das Duo die Stimmung an.

Zwischen den Vorträgen sorgten Tanz- und Gesangsnummern immer wieder für Begeisterung. Dazu gehörte der Auftritt der 15 schon etwas älteren Tanzmäuse mit einem furiosen „Irish Step“ einschließlich dreier Stepperinnen, die den „Irish Step“ tatsächlich beherrschten.
Ein Höhepunkt der Weiberschau sind seit Jahren die Tanzeinlagen der „Crazy Chicken“, die als Skelette und Mumien im Schwarzlicht nicht etwa für Gruselstimmung sondern für stehende Ovationen sorgten. Auch diesmal war für viele im Saal die getanzte Horrorshow der Brüller. Zu James Browns „Sex-Machine“ tanzte die Gruppe eine zweite superschnelle Choreographie mit vielen überraschenden Figuren und Positionswechseln.
Eine Après-Ski-Party feierte die Gesangsgruppe „Melodies“ zusammen mit den Frauen im Saal, doch der Knaller war die Moderation von Heike Rasbach als hessische Version von „Cindy aus Marzahn“. „Ich bin ja nicht zu übersehen“ meinte die nicht gerade zierlich gebaute Wöllstädterin im rosafarbenen Trainingsanzug samt Krönchen auf dem Kopf.
Eine kleine Chorgruppe sang unter anderem „Ja, was wärn die Männer ohne Weiber“. Sofort sangen alle im Narrenbau mit. Dann wurde die Bühne dank blauer Plane zum Schwimmbad, in dem sechs Synchronschwimmerinnen eine umjubelte „Kür“ präsentierten – bis eine Haiflosse dem urkomischen Treiben ein Ende machte.
Am Ende der fast fünfstündigen Närrinnenschau stand die traditionelle Hitparade, die mit Fußballhits begann und über Lena hin zu Lady Gaga führte. Fast 30 Frauen waren an der Playbackshow beteiligt. Die blieben nach ihrer Show zum großen Finale gleich auf der Bühne, dazu kamen alle Mitwirkenden. Mit einer Polonäse endete der Weiberabend, dann durften die Ehemänner und Freunde, die im Foyer gewartet hatten, in den Saal. Bis zum frühen Morgen wurde weiter gefeiert.

» Bilder von der Weiberfastnacht