Zwei Tage war die Bahnhofstraße in Nieder-Wöllstadt für dieses Ereignis gesperrt und zu einer Flaniermeile mit reichhaltigen Essens- und Getränkeangebot umgestaltet worden. Sogar ein neuer Hamburger, der „Concordia Burger“, wurde für dieses Ereignis kreiert und fand reißenden Absatz.
28 Gesangvereine mit 30 Chören waren für das Jubiläum aus den benachbarten Ortschaften angereist. Den weitesten Weg hatte dabei wohl der Verein Frohsinn Odersbach aus dem Odenwald mit etwas mehr als 60 Kilometern. Drei große Festzelte waren entlang der Bahnhofstraße errichtet worden. Dafür öffneten die Familie Bonrath und die Familie Kohler ihre Höfe. Das dritte Zelt stand auf der alten Schulwiese.
Zweieinhalb Stunden standen den Chören am Samstag zur Verfügung, um vor sehr gut gefüllten Besucherbänken ihr Können zum Besten zu geben. Jeder Chor sang zwei Lieder, wechselte dann ins nächste Zelt, um so die Bühne frei für den nächsten Chor zu machen.
Spaß hatten dabei nicht nur die Chormitglieder, sondern auch die Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Und das bei freiem Eintritt. Die Einzigen, die an diesem Wochenende richtig schuften mussten, waren die Mitglieder der Nieder-Wöllstädter Concordia. Obwohl der Verein heute über etwa 540 Mitglieder verfügt, trat kein eigener Chor auf.
„Wir haben 160 aktive Sängerinnen und Sänger, davon 80 allein im Männerchor, der damit der Größte der Wetterau ist und hätten zu gern auch unser Können gezeigt. Aber bei der Größe des Festes wurde wirklich jeder für das Organisatorische gebraucht“, berichtete Vereinsvorsitzender Bernhard Heger. In der Jahreshauptversammlung 2013 hatte er seinen Mitgliedern das Konzept für die 175-Jahr-Feier präsentiert, das dann auch einstimmig angenommen wurde.
Schwerpunkt des Konzeptes war es nämlich, den Menschen zu zeigen, wie viel Spaß Singen macht und zu welcher Leistung die Concordia fähig ist. Seither wurde geplant, organisiert und Hindernisse beseitigt. „Sollte ich in 25 Jahren bei der 200-Jahr-Feier des Vereins noch Verantwortung tragen, dann werde ich so ein Konzept nicht wieder vorschlagen“, lachte Heger bei der Aufzählung seiner Aktivitäten anlässlich allein des Straßenfestes. 28 Gesangvereine auf ein Datum einzustimmen, sei eine echte Mammutaufgabe gewesen.
Doch am Ende hatte alles geklappt und alle waren erschienen. Im Vordergrund standen das Singen und die Freude, die die Sänger an ihrer Darbietung hatten. Dieser Funke sprang oftmals ins Publikum über, denn vereinzelt war zu beobachten, dass auch an den Tischen von den Gästen mitgesungen oder zumindest mitgesummt wurde.
Erst spät und auch nicht so richtig ernst gemeint fand in Anlehnung an das Speakers‘ Corner im Londoner Hyde-Park das Nieder-Wöllstädter Singing Corner Zuspruch. Für die Kinder war eigens ein Kinderliedermacher engagiert worden. Auch am Sonntag wurde beim Frühschoppen und auch danach noch einmal kräftig gefeiert. Dieses Mal sorgte die Band „Die Heimatländer“ für Unterhaltung.
Frankfurter Neue Presse vom 08.09.2014
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