Concordia Finken zu Besuch bei Freunden

Seit 1987 fliegen Alwin und Bernhard Heger aus Nieder-Wöllstadt regelmäßig nach Kreta. In diesen 35 Jahren hat sich auf der griechischen Insel viel geändert. Damals lebte die Bevölkerung noch überwiegend von der Landwirtschaft, inzwischen ist Kreta längst vor allem touristisch geprägt. Dennoch werden nach wie vor unter anderem Oliven und Wein angebaut. Jetzt kamen die beiden Brüder auf die Idee, eine Delegation der Concordia Finken, dem Förderverein des Gesangvereins Concordia Nieder-Wöllstadt, auf das geliebte Eiland zu locken. Gerade rechtzeitig zur Olivenernte, die von Ende November bis in den Dezember hinein stattfindet. Um alles bis ins Kleinste vorzubereiten, flogen Alwin und seine Frau Sabine Heger eine Woche früher nach Kreta. Gemeinsam mit griechischen Freunden haben sie den 18 Männern der Concordia Finken, die der Einladung gefolgt waren, ein wahrlich professionelles Programm zusammengestellt.

Direkt am ersten Tag startete die sechstägige Tour durch den Westen der Ägäis-Insel, bei herrlichem spätsommerlichen „Dezember“-Wetter. Ausgangspunkt war das zu Chania gehörende Agia Marina, wo die Reisegruppe untergebracht war. Zunächst ging es ins Hinterland. Nach der Besichtigung eines Olivenölmuseums im kleinen Dorf Ano Vouves, vor dem der mit geschätzten 3.500 bis 5.000 Jahren älteste Olivenbaum Kretas steht, ging es zur kleinen Käserei von Georgios Bourdakis in Kolimbari, in der mit der Milch von rund 200 eigenen Ziegen die für Kreta bekannten Käsesorten Graviera und Myzithra produziert werden. Nach der Besichtigung von Produktionsstätte und Käselager, wurde die Reisegruppe zum verspäteten Frühstück in das Wohnzimmer und die Küche der gesamten drei Generationen umfassenden Familie geladen. Dort konnte dann auch der selbstproduzierte Käse probiert werden. Schon bei diesem ersten Zusammentreffen erfuhren die Concordia Finken, wie gastfreundlich und offen die Menschen auf Kreta sind. Eine Erfahrung, die jeden Tag der Reise von neuem bestätigt wurde.

Zu den Höhepunkten der Fahrt gehörte natürlich der Besuch des Olivenhains von Manolis Manolakakis in Anoskeli. Schließlich war die Olivenernte ja der eigentliche Grund der „Studienreise“. Wie aus den Oliven Öl wird, erfuhr die Reisegruppe anschließend in der kleinen Ölpresse von Kolimbari. Dort konnte das frischgepresste, ungefilterte Öl auch probiert werden. Schließlich durfte sich jeder der Männer für zu Hause eine kleine Flasche selbst abfüllen.

Bei einer weiteren Fahrt durch das Hinterland kam es zu einer ganz besonderen Begegnung, die sicher allen im Gedächtnis bleiben wird. Vor einem Haus hing ein frisch geschlachtetes Schwein. Diese Hausschlachtung wurde von den Einheimischen bereits gebührend gefeiert, mit Gegrilltem und selbstgebranntem Raki, dem kretischen Nationalgetränk. Das mussten sich die Concordia Finken natürlich genauer ansehen. Wie selbstverständlich wurde die ganze Reisegruppe dann auch mit Fleisch und Schnaps versorgt. Als Dank gab es ein Ständchen vom Männerchor.

Weil es auf Kreta neben Oliven auch Wein gibt, musste auch der gekostet werden. Dazu wurden gleich mehrere Weingüter angefahren. Schließlich war es eine Studienreise und dazu gehörte es auch, die Vielfalt der kretischen Weine zu erkunden. Weil man als deutsche Reisegruppe aber auch mal ein gutes Bier trinken möchte, führte die Reiseleitung „Heger“ die Männer zu dem kleinen Dorf Zounaki, in die „Cretan Brewery“, wo seit 2007 das Charma-Bier gebraut wird. Gekostet werden konnten fünf verschiedene Sorten, die alle nicht pasteurisiert, ungefiltert, ohne jegliche Zusatzstoffe waren und die allen vortrefflich mundeten.

Bei dieser Studienreise sollte aber auch die Geschichte der Insel nicht zu kurz kommen. So wurden das antike Knossos bei Heraklion ebenso besichtigt, wie eine Gedenkstätte auf dem Hügel Profiti Ilia auf der Halbinsel Akrotiri, wo unter anderem die Statue des kretischen Helden Spiros Kagiales steht, die an eine Revolte gegen das Osmanische Reich im Jahr 1897 erinnert. Nicht fehlen durften bei der Tour durch die Geschichte Kretas auch nicht die Zeugnisse der jüngeren Geschichte. Deshalb besuchte der Tross auch den deutschen Soldatenfriedhof Maleme und den alliierten Soldatenfriedhof Souda Bay.

Bei einer Führung durch die Altstadt von Chania kam es schließlich noch zu einem Ereignis der besonderen Art. Am alten venezianischen Hafen stießen die Finken auf ein Kamerateam des griechischen Fernsehens, das vom Vereinsmitglied Bernhard Brauburger wissen wollte, was ihm an Kreta am meisten gefällt. Seine Antwort lag auf der Hand: „Die sehr alte Kultur, die Baukunst, das besonders vielfältige Essen, die lokalen Weine und der Raki. Am allermeisten und ganz besonders bin ich von der grenzenlosen Gastfreundschaft überwältigt.“ Und weil man dem Fernsehteam etwas bieten wollte, sang der Chor das Lied „Bajazzo“. Die Kamera zeichnete alles auf. Vielleicht schaffen es die Concordia Finken auch ins dortige Fernsehprogramm. Immerhin waren die Aufnahmen für einen Bericht über den Tourismus auf Kreta gedacht.

Da auch kulinarische Erlebnisse und Geselligkeit zu einer solchen Reise gehören, gehörte der Besuch von ausgewählten Tavernen zum festen Programm. Dort wurde so ziemlich alles probiert, was die Insel an Spezialitäten zu bieten hat: Dakos (Vorspeise aus Tomaten, Kräutern und Feta auf dem Gerstenzwieback Paximadi), Salat mit dem Käse Xynomyzithra, Teigtaschen mit Myzithra-Käse gefüllt, Lammkottelets, Gyros und vieles mehr. Und weil die Taverne Akrotikon in Gerani, in der man am ersten Tag gegessen hatte, von allen top bewertet wurde, sollte dort auch der Abschluss der Reise stattfinden. Das war die Gelegenheit, um sich bei den Organisatoren der Fahrt zu bedanken. Stellvertretend für die ganze Gruppe übernahmen dies Kurt Köppel, Vorstandsmitglied der Concordia Finken, und Bernhard Brauburger. Köppel lobte insbesondere die ausgezeichnete Planung und Durchführung der Reise durch Sabine und Alwin Heger. Brauburger hob noch einmal die großartige Gastfreundschaft der Menschen auf Kreta hervor und wandte sich damit vor allem an die griechischen Freunde, ohne die viele zufällige Ereignisse so wohl nicht stattgefunden hätten. Und die Hegers haben auch schon eine Idee für eine weitere Fahrt der Concordia Finken: „Das nächste Mal geht es quer durch das griechische Festland. Da gibt es so viel zu sehen, dass sechs Tag kaum ausreichen werden“.